Soweit Geologen dies im Feld beobachten können, lag der Bözberg einzig während der „Risseiszeit“ (auch „Grosse Eiszeit“ genannt), vor mehr als 120’000 Jahren unter dem Eis. Die vereinigten Alpengletscher erreichten damals Möhlin im Rheintal, 15 km oberhalb Basel. Dabei war der Gletscher in Sachen Erosion nicht sehr effizient. Auf dem ganzen Höhenzug von Linn bis Oberbözberg findet man die Zeugen der ganzen geologischen Schichtabfolge, bis zu den Malmkalken des Obern Jura und gar Schichten der Molasse. Die jüngste Molasse wird durch die Glimmersande gebildet, die westlich des Dorfes Linn, in einer kleinen Sandgrube erschlossen sind (F. Hofmann 1969). Diese Sande stammen aus der späten Miozänzeit, vor etwa 10 Millionen Jahren, als ein Stromsystem aus den Ostalpen gegen Westen floss und das Erosionsmaterial bis in den Bereich des heutigen Tafeljura transportierte. Hier findet man heute den Sand, kaum zementiert (verhärtet) und im Schatten der nördlichsten Kette des Faltenjura vor der Gletschererosion bewahrt.
Stärkere Erosion und auch Sedimentablagerungen aus der Risseiszeit findet man im unteren Aaretal beim Zusammenfluss von Aare und Rhein, etwa auf dem „Strick“ zwischen Leuggern und Leibstadt und im „Ruckfeld“, zwischen Würenlingen, Endingen und Döttingen (Bugmann 1958, Haldimann et al. 1984). Alles in allem gibt es in diesen Regionen kaum Übertiefungen der Felssohle durch Gletschererosion.
Wie wird dies nun in künftigen Eiszeiten weiter gehen? Nun, „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ (Mark Twain, 1835-1910). Allerdings spricht einiges dafür, dass Gletscher, sollten sie je wieder so weit nach Norden vordringen, ihre Erosionskraft vor allem an Stellen ausüben werden, wo sie Dank der vorgeprägten Täler am mächtigsten sind. Dies sind das Aare- und das Rheintal.
Aber: Reicht uns diese Sicherheit für die Anlage eines geologischen Tiefenlagers für hoch radioaktive Abfälle? Oder soll man so weit gehen zu fordern, dass Regionen in welchen eiszeitliche Gletscher in der Vergangenheit die Landschaftsgeschichte geprägt haben, als Lagerstandorte ausgeschlossen werden? Dieser Frage werden wir in weiteren Beiträgen, auch unter Betrachtung der Situation in Skandinavien und Deutschland nachgehen.
Referenzen
Bugmann, E. 1958: Eiszeitformen im nordöstlichen Aargau. Mitt. aargau. natf. Ges. 25, 4-94.
Haldimann, P., Naef, H. & Schmassmann, H. 1984: Fluviatile Erosions- und Akkumulationsformen als Indizien jungpleistozäner und holozäner Bewegungen in der Nordschweiz und angrenzenden Gebieten. Nagra, technischer Bericht, 287 S.
Hofmann, F. 1969: Neue Befunde über die westliche Fortsetzung des beckenaxialen Glimmersand-Stromsystems in der Oberen Süsswassermolasse des schweizerischen Alpenvorlandes. Eclogae geol. Helv. 62/1, S. 279-284.
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