Sie können es nicht lassen, die „guys“ (Leute) der Firma MCM, die personell zugleich auch mit der in der Schweiz domizilierten Vereinigung „Arius“ verstrickt sind, welche kleinere kernenergienutzende Länder bei der gemeinsamen Suche nach Endlagern ihrer radioaktiven Abfälle vertritt. Seit Jahrzehnten haben sich die als verlängerte Arme der Atomindustrie wirkenden MCM und Arius der Suche nach internationalen Lösungen verschrieben und planen in Zusammenarbeit mit grossen Erdbau- und Ingenieurunternehmungen und mit Unterstützung kernenergiefreundlicher Regierungen und Administrationen diese generationenübergreifenden Riesenprojekte. Das letzte dieser Megaprojekte für ein internationales Endlager für hochradioaktive Abfälle – „Pangea“ – im kristallinen Urgestein Westaustraliens[1] scheiterte um die Jahrtausendwende an den Protesten der Aborigenes (Ureinwohner), der Umweltbewegungen und schliesslich am Widerstand des australischen Parlaments. Nun scheint ein neuer Weg gefunden, um das umstrittene Projekt unter neuen Vorzeichen zu lancieren. Wir nennen es das „Pangea 2.0 plus “-Projekt.
Ein neues Konzept für ein internationales Endlager in Australien
Auf welchen Wegen es der Firma MCM und ihrem bekanntesten Aushängeschild – einem ehemaligen schottischen Manager der Schweizer Endlagergenossenschaft Nagra – gelungen ist, die südaustralische Regierung bei ihrem neuen Megaprojekt für einen nuklearen Kreislauf zu unterstützen, ist uns nicht bekannt. Jedenfalls setzte die Regierung des Teilstaats „South Australia“ im Frühjahr 2015 eine Kommission ein, welche die Energiesituation in Zusammenhang mit der Erderwärmung untersuchte und dabei die Möglichkeit einer globalen Nukleardienstleistung des Teilstaates Südaustralien prüfte. Im Mai 2016 legte die „Nuclear Fuel Cycle Royal Commission“ ihren Bericht vor.[2]
Die Untersuchung bezog sich auf die vier Schlüsselbereiche „Rohstoffsuche“ und „Aufbereitung spaltbarer Materialien und Brennelementherstellung“ mit Leasingsverträgen, die „kernenergetische Nutzung zur Energieerzeugung“ und die „Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle“, die den sogenannten Brennstoffkreislauf charakterisieren (Figur 2).
Der Bericht enthält 145 Erkenntnisse und 12 Empfehlungen in Zusammenhang mit der weiteren Teilnahme des südaustralischen Staats am Brennstoffkreislauf des „Pangea 2.0plus“-Projekts. Obschon festgestellt wird, dass weder die Wiederaufarbeitung noch der Bau und der Betrieb von Kernkraftwerken heute wirtschaftlich sind, empfiehlt der Bericht, die heute geltenden nationalen Verbote Australiens aufzuheben, um multilaterale Brennstoffleasing-Arrangements in Kombination mit einer Endlagerungs-Rücknahmepflicht künftig wirtschaftlich attraktiv zu machen.[3] Das Endlagerprojekt selber ist gegenüber dem ursprünglichen Pangea-Projekt noch einmal kräftig aufgestockt worden: 138’000 t abgebrannter Brennelemente aus allen Ecken der Welt sollen über 73 aktive Betriebsjahre den Weg nach Südaustralien finden (Tabelle 1).[4]
Was die geplanten Endlager betrifft und vor allem das Endlager für die abgebrannten Brennelemente angeht, entsprechen die Auslegungsgrundsätze konventionellen Vorstellungen von generischen HAA-Endlagern in kristallinen Gesteinen mit turmartigen Rampen, die zum Bergwerk mit Empfangsbereichen und Lagerstollen führen (schematische Darstellung in Figur 3).
Die Viabilitäts- oder Wirtschaftlichkeits-Analyse rechnet mit Gesamt-Einnahmen von 257 Milliarden australischer Dollar, was etwa 192 Milliarden Schweizer Franken entspricht, bei Projektkosten von 145 Milliarden A$ (108 Mia Sfr.) über den Realisierungszeitraum des Projektes von 120 Jahren. Mit eingeschlossen in diesem Beitrag wären 32 Mia A$ (24 Mia Sfr.) für einen Reservefonds für den Verschluss der Endlager und für die laufenden Kosten des Monitorings. Die „Königliche Kommission nuklearer Brennstoffkreislauf“ schliesst daraus: „Aufgrund der Bedeutung der potenziellen Einnahmen und den langen Projektlaufzeiten stellt die Kommission fest , dass, sollte ein solches Projekt weiter verfolgt werden, es von der Landesregierung getragen und kontrolliert werden müsse und dass der durch das Projekt generierte Wohlstand über die heutigen und künftigen Generationen von Südaustraliern verteilt werden sollte. Diese Gelegenheit sollte weiterverfolgt werden.“[5] Und wenn es dicke Schulden gäbe, wie dies voraussichtlich nach den Finanzdebakeln der nationalen Entsorgungsprogramme weltweit der Fall sein wird: wie dann weiter? Wird dann der australische Staat zur Kasse gebeten?
Fortsetzung folgt
[1] Kurzeme, Marcis (1999): The Pangea Concept for an International Waste Repository, ANA 99 Third Conference on Nuclear Science and Engineering in Australia. Theme: A Nuclear Rennaissance, 27-28 October 1999, Canberra, S. 67, siehe https://www.iaea.org/inis/collection/NCLCollectionStore/_Public/31/033/31033869.pdf
[2] https://nuclear.yoursay.sa.gov.au/system/NFCRC_Final_Report_Web.pdf
[3] https://nuclear.yoursay.sa.gov.au/system/NFCRC_Final_Report_Web.pdf, S. xiv und 169
[4] https://nuclear.yoursay.sa.gov.au/system/NFCRC_Final_Report_Web.pdf, S. 102
[5] https://nuclear.yoursay.sa.gov.au/system/NFCRC_Final_Report_Web.pdf, S. xiii: „Given the significance of the potential revenue and the extended project timeframes, the Commission has found that were such a project to proceed, it must be owned and controlled by the state government, and that the wealth generated should be preserved and equitably shared for current and future generations of South Australians. This presents an opportunity that should be pursued.“
Kommentar verfassen