Ein gutes, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr wünschen wir unserer Leserschaft. Mit Sekt und zwölf Trauben zu Mitternacht des 31. Dezember, nach alter spanischer Tradition. Denn mit dem Glockenschlag von Mitternacht verbunden ist die seit dem späten 19ten Jahrhundert überlieferte Tradition, je eine Traube pro Glockenschlag zu verzehren. Zwölf Wünsche sollten dabei im neuen Jahr in Erfüllung gehen. Eine pro Monat, im Durchschnitt. Weshalb dies tatsächlich so ist, wissen aber nur die Götter – im besten Fall.
Damit unterbrechen wir kurz unsere Berichterstattung zu den technischen Fragestellungen und zur Lagerauslegung, um einen Ausblick auf das neue Jahr zu werfen. 2016 wird ein spannendes Jahr. Nicht nur für die Schweiz, aber auch für diese. Ein paar Entwicklungen lassen sich schon jetzt absehen.
Im Bereich der Kernenergie allgemein
Ohne Zweifel dürfte die Talfahrt der Schweizer Elektrizitätskonzerne weitergehen, mit weiteren kräftigen Abschreibern in Milliardenhöhe. Die Fehleinschätzungen der Vergangenheit schenken nun voll ein, derweil die dafür Verantwortlichen das Weite suchen und die Politiker dazu schweigen. Die bereits erfolgte beziehungsweise zu erwartende Betriebsaufnahme der Werke in Beznau wird keine Wende zum Besseren bringen und die Talfahrt bestenfalls etwas abbremsen, während die Risiken unkalkulierbar werden. Was diese Entwicklung für das Programm Entsorgung Schweiz bedeuten könnte, bleibt abzuwarten.
Im Entsorgungsbereich Schweiz
Die Schwierigkeiten beim Sachplan geologische Tiefenlager werden sich mehren. Das Seilziehen hinter den Kulissen um den Standort „Nördlich Lägern“ dürfte ein Schwerpunkt im nächsten Jahr darstellen. Die Fragen um Lagertiefe und Lagerauslegung dürften dabei viel Diskussionsstoff liefern, aber auch die Erosionsszenarien, der Permo-Karbon-Trog, das weitere Vorgehen bei den geologischen Untersuchungen der Regionen sowie die Qualität der Sicherheitsanalysen. Summa summarum dürfte das BFE nach der weihnachtlichen Terminverschiebung 2015 und wie schon in den vergangenen Jahren weitere Verschiebungen des Zeitplans Sachplan geologische Tiefenlagere ankündigen.
In Sachen Kosten nukleare Entsorgung
Das Entsorgungsprogramm 2016 der Nagra und die Kostenstudien 2016 von swissnuclear versprechen einmal mehr viel Zündstoff. Die in den letzten 2 Jahren angekündigten Terminverschiebungen im Sachplan werden die Kostenschätzungen der Entsorgung weiter und um Milliarden in die Höhe treiben. Gut zu wissen ist jedenfalls, dass sich zunehmend offizielle Institutionen wie die Eidgenössische Finanzkontrolle aber auch Aktionäre der Elektrizitätsproduzenten der Finanz-Risiken der Entsorgung bewusst geworden sind. Dies lässt hoffen, dass die Entsorgungs- und Finanzierungsmodelle der Branche mit Argusaugen betrachtet werden dürften, was massive Korrekturen der Aufwendungen und weitere Nachschüsse in den Rückstellungstopf erwarten lässt. Die Frage dürfte schon 2016 im Vordergrund stehen, wie lange die Politik ein solches Wirtschaften der Nuklearbranche noch zulässt.
Im Ausland und International
Man darf in erster Linie gespannt sein, wie sich Deutschland neu in der Frage der Entsorgung positionieren will. Interessant zu beobachten werden auch die Entwicklung des Projektes des zentralen Zwischenlagers ATC in dem politisch gespaltenen Spanien und das Werden des zum Bau freigegebenen finnischen Endlagerprojektes. Und man darf gespannt sein, ob sich weitere eruptive „Pfupfs“ in der schwachaktiven Deponie in Beatty ereignen werden und welche neuen Miseren aus der Welt der nuklearen Altlasten im Jahr 2016 hoch- oder ins Wasser gehen.
Und last but not least zu unserem Blog
Der Gedanke, eine Interessen unabhängige Informationsplattform zu Fragen der nuklearen Entsorgung zu schaffen, war seit Jahren gereift. Nicht unwesentlich zur Umsetzung dieses Schritts hatten unsere Rücktritte aus der Kommission nukleare Sicherheit (KNS) beziehungsweise aus dem Beirat nukleare Entsorgung beigetragen. Zudem besteht ein offensichtliches Defizit an Hintergrundmaterialien und eigenständigen Analysen zur nuklearen Entsorgung, auf die Interessierte, Wissenschaftler, Behörden, Vertreter der betroffenen Regionen oder auch Journalisten zurückgreifen konnten. Im März 2015 lancierten wir darum den vorliegenden Blog nach einer Vorbereitungszeit von wenigen Wochen.
Wir freuen uns darum sehr über den Erfolg unseres Blogs: treue, interessierte Leserschaft viele positive Rückmeldungen, und eine hohe Präsenz im Netz. Wir danken Ihnen allen für Ihr Interesse. Helfen Sie uns weiter, indem Sie unsere Beiträge lesen und wenn möglich weiterempfehlen.
Ihnen und Euch nun alle guten Wünsche im neuen Jahr
Ihre / Eure
Marcos Buser & Walter Wildi
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