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Strukturen: Reorganisation dringend
Die Misserfolge bei der Suche nach einem geologischen Endlager für radioaktive Abfälle häufen sich. Nicht nur in der Schweiz. In den USA wurde das Endlagersuchprogramm nach dem Aus von Yucca-Mountain massiv zurückgeworfen. Die Waste Isolation Pilot Plant (WIPP) für die Endlagerung langlebiger transuranhaltiger Abfälle in einer Salzschicht in New Mexico stand nach Februar 2014 über drei Jahre still, nachdem ein 200-l Fass mit Plutonium-haltigen Abfällen explodiert war. Deutschland kämpft weiterhin mit seinen havarierten Endlagerbergwerken Asse und Morsleben und sucht nun einen neuen Weg mit dem Standortsuchgesetz. Realistischer Termin für die Festlegung eines Standorts: um 2070. Das schwedische Projekt des Betreibers SKB erlitt im Januar 2018 weitere Verzögerungen seines Programms aufgrund des Neins des schwedischen Umweltgerichtshofs zum Gesuch der schwedischen Nagra (Kupferbehälter). In Frankreich verdüstern sich die Wolken zusehends, was die Prognosesicherheiten für ein Endlager für hochaktive Abfälle und die rasche Umsetzung des Projektes in den Tongesteinen in Bure angeht. So geht gerade nur Finnland unbeirrt auf dem bisherigen Weg weiter und scheint sich vom eingeschlagenen Kurs nicht abbringen zu lassen.
Die desolate internationale Entwicklung von Endlagerprojekten nach jahrzehntelanger Suche, Forschung und Entwicklung zeigt, dass etwas Grundsätzliches in der Programmaufstellung schief läuft. Die Autoren des vorliegenden Blogs haben schon vor bald 40 Jahren darauf hingewiesen, dass eine erfolgreiche Abwicklung eines Endlagerprojektes auch besondere Anforderungen an die Organisation und die Gouvernanz eines solchen Programmes stellt[1] . Sie haben seither immer wieder auf die Behebung dieser Schwachstelle gedrängt.[2] Bisher erfolglos. Letzter offizieller Versuch war die 2016 ausgeführte Studie eines der beiden Blog-Autoren zur Reorganisation der Schweizerischen Entsorgungsstrukturen im Auftrag von 10 Schweizer Kantonen.
Im Laufe der letzten 10 Jahre haben wir ständig auf die grossen Defizite und die Führungsschwächen bei der Umsetzung des Sachplans geologische Tiefenlager hingewiesen. Unser Austritt aus der Eidgenössischen Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) bzw. dem Beirat Entsorgung im Jahr 2012 steht in direktem Zusammenhang mit diesen Defiziten und Schwächen. Mit Blick auf den angekündigten Rücktritt von Bundesrätin Doris Leuthard in der laufenden Legislaturperiode und in Zusammenhang mit der laufenden Vernehmlassung zur Etappe 2 des Sachplanverfahrens, haben wir einen Brief an die Bundesrätin verfasst und empfehlen ihr, dringend eine Reorganisation der Führungsorgane des Sachplans im UVEK einzuleiten.
Schiltknecht Jacques
Ganz herzlichen Dank für Eure Hartnäckigkeit. Ich wünsche unserem Bundesrat Mut zur Verantwortung. Dr. med. Jacques Schiltknecht, Luzern