Verantwortung übernehmen – ja, unbedingt. Aber in einem fairen offenen Prozess
Das Atommüllproblem türmt sich zu einer Plage für die Menschheit, wie dies auch Alvin Weinberg, einer der führenden Atomwissenschaftler der Vereinigten Staaten vorausgesehen hatte. Weit über 300’000 t hochradioaktive Abfälle haben sich inzwischen aus kommerziellen Anlagen weltweit angesammelt, und jedes Jahr kommen etwa weitere 10’000 t hinzu. Der Druck wächst. Und zwar massiv. Mehr als Zeit also, sich wirklich ernste Gedanken über das strahlende Erbe zu machen.
In diesem Sinne teilen wir die Besorgnis, die da und dort geäussert wird und mitschwingt. Unsere Gesellschaft, wir alle, müssen die Verantwortung für dieses strahlende Erbe wahrnehmen, auch wenn wir uns schon früh und konsequent gegen diese zerstörerische Form der Atomtechnik wehrten. Wir müssen nach Lösungen für die atomare Hinterlassenschaft suchen und diese umsetzen. Das Herausschieben auf Kosten von x- und aber-x-Generationen ist unannehmbar.
Es wird aber hierzulande nicht möglich sein, eine tragfähige Lösung für unsere radioaktiven Abfälle zu erarbeiten, solange die Entsorgungsgesellschaften die Interessen und den Willen der Atomwirtschaft vertreten. Was eine offene und weitsichtige Gesellschaft erreichen müsste, ist – statt Abseits zu stehen – sich dafür zu engagieren, dass das Problem der Entsorgung radioaktiver Abfälle endlich kompetent, sauber, fair und ehrlich angegangen wird. Ohne diese lärmende Begleitmusik mit ihren rosarot gefärbten PR-Kampagnen und Nebelpetarden, die den Strombezüger jährlich Millionen kosten und nichts, aber auch gar nichts zu einer Lösung beitragen.
In den nächsten 10 Jahren bahnen sich grosse Umwälzungen im Energiesektor an. Der Atompfad hat ausgedient. Und genau darum, müsste diese Gesellschaft die Verantwortung für diese Generationen übergreifende Erblast so zielgerichtet wie möglich übernehmen. Grundlage für einen Neuanfang sind aber faire Suchprozesse für Endlager, die mit grosser Ehrlichkeit und wissenschaftlicher Kompetenz geführt werden. Verfahren, die auch eine Mitsprache der betroffenen Kantone und Regionen bei der Ausgestaltung der betrachteten Lösungen gewährleisten. Wird dies nämlich nicht umgesetzt, ist zu befürchten, dass der heutige Suchprozess dort enden wird, wo alle seine Vorgänger geendet haben: in der Versenkung. Dass dies nicht im Interesse unserer Kinder und Kindeskinder ist, liegt auf der Hand.
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