Zur Planung einer komplexen wissenschaftlichen Herausforderung
Bild: © ETHZ-Archiv
Am 6. Februar 2020 hielt Marcos Buser auf Einladung des dänischen Ministeriums für Hochschulbildung und Wissenschaft einen Vortrag zur Planung einer komplexen wissenschaftlichen Herausforderung am Beispiel der Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle. Darin beleuchtete Buser das kontinuierliche Scheitern der bisherigen Endlagerprojekte und analysierte die Ursachen für die Probleme und das Scheitern der konkreten Projekte. Ein kurzer Blick in die Zukunft zeigte den Status der Probleme auf, die in der Zukunft bei der nuklearen Entsorgung zu bewältigen sind. Der deutsche Vortragstext ist dem vorliegenden kurzen Blogbeitrag beigefügt. Die englische Textversion sowie die power-point-Präsentation sind unter dem folgenden Link auf dem Netz aufgeschaltet.
In der Zwischenzeit hat das Eidgenössische Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) die Bevölkerung der bernischen Gemeinden Kandergrund und Kandersteg und die Bewohner des Weilers Mitholz darüber informiert, dass die nach der katastrophalen Explosion von 1947 noch im Mitholz-Stollen-System verbleibenden Munitionsrückstände geräumt werden müssten.[1] Das Ausmass der damaligen Katastrophe mit neun Toten und zahlreichen Verletzten sowie Schäden von über 100 Milliionen damaligen Franken holt die Fehlplanungen der Vergangenheit wieder und einmal mehr ein. Es zeigt eindrücklich auf, wie Fehleinschätzungen bei der Projektplanung und der Lagerung von Munitionen die verantwortlichen Institutionen auch nach Jahrzehnten wieder einfangen. Vor allem aber zeigt das Beispiel von Mitholz, dass es nicht damit getan ist, gefährliche Stoffe und Abfälle in Untergrundstollen zu belassen, sondern dass auch dafür gesorgt werden muss, dass solche Rückstände wieder zurückgeholt werden können. Die Rückhol-Techniken für die Munitionen im Stollensystem von Mitholz sind – ähnlich wie die Rückbautechniken im Bereich Entsorgung radioaktiver Abfälle – weder vorhanden noch im industriellen Massstab erprobt. Zeit also, die Fragen zur Rückholung von vergrabenen radioaktiven Abfällen zuoberst auf die Liste der unerledigten Sachfragen bei der Planung eines geologischen Tiefenlagers zu stellen. Und vielleicht wieder dort anzuknüpfen, wo man bereits vor 20 Jahren Stand: bei den Konzeptionen zur Entsorgung von radioaktiven Abfällen.
[1] Räumung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz: Start der Mitwirkung für die Bevölkerung https://www.vbs.admin.ch/de/aktuell/medienmitteilungen.detail.nsb.html/78226.html, siehe dazu auch NEA, 2014, Preservation of Records, Knowledge and Memory across Generations (RK&M), Loss of Information, Records, Knowledge and Memory – Key Factors in the History of Conventional Waste Disposal Nuclear Energy Agency, NEA/RWM/R(2014)3, 26. März 2014, p. 33-34, https://www.oecd-nea.org/rwm/docs/2014/rwm-r2014-3.pdf (26.02.2020).
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