Das Ensi im Regen!
In der Aargauer Zeitung vom 4. Mai 2017 gelesen[1]:
“Speziell auf mögliche Nutzungskonflikte – dazu gehören Interessenskonflikte oder die Gefahr des menschlichen Eindringens – im Gebiet Jura Ost ging Meinert Rahn vom Ensi ein. Wie begehrt Rohstoffe am Bözberg sind, zeigte das vor wenigen Jahren lancierte Steinbruchprojekt. Der Perimeter Jura Ost sei bewusst zwischen zwei Störungszonen angelegt worden, erklärte Rahn. Natürlich kämen auch hier – wie im ganzen Jura-Bogen – fossile Brennstoffe vor. Doch das geologische Tiefenlager beansprucht laut Ensi-Vertreter nicht viel Platz und eine Rohstoff-Förderung genau an dieser Stelle würde sich ökonomisch kaum lohnen.“
„Auch beim Thema Geothermie könnte es einen Nutzungskonflikt geben. Wie tief darf man bei einem Tiefenlager noch bohren? „Statt einer tiefen Bohrung für eine Erdwärmesonde könnte man zwei bis drei flachere Bohrungen machen. Das kostet zwar mehr, ist aber nicht unmöglich“, so Rahn. Möchte man den Permokarbontrog im Gebiet Jura Ost vollständig untersuchen, wären 7-Kilometer-Bohrungen und viele Löcher nötig, was Jahre dauern würde. ‚Ich glaube nicht, dass das im Sinn der Bevölkerung wäre’, sagte Rahn.“
Schon wieder Abwehrhaltung des ENSI gegen Tiefbohrungen im Permokarbontrog
Die Kühnheit der Aussagen Herrn Rahns ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass bisher keine Bohrung tiefer als 2’000 m die Sedimente der Nordostschweiz erbohrt hat. Immerhin anerkennt das Ensi, dass es einen tiefen Permokarbontrog gibt, dessen Untersuchung im Gebiet Bözberg Bohrungen mit 7 km Länge erfordern würde. Es ist allerdings kaum am Ensi und an Herr Rahn zu entscheiden, welche Untersuchungen im Sinne der Bevölkerung sind.
Untersuchungen sind da, um die Standortqualität eines Gebietes abzuklären. Dazu gehört auch, den Untergrund unterhalb eines potentiellen Endlagers zu erkunden. Fragen nach dem Vorkommen natürlicher Ressourcen im Tiefuntergrund, ihrer Ausbreitung und ihren möglichen Nutzungen sind sicherheitstechnisch erstrangige Fragen, die zwingend abgeklärt werden müssen. Dies gilt für alle nachgewiesenen oder vermuteten Ressourcen in allen betroffenen Standortgebieten, und bezieht sich insbesondere auf Thermalwässer, Kohleflöze, Kohlenwasserstoffe und Gase, wie schon des Öfteren auf unserem Blog zu lesen war.[2] Sollten etwa Gasvorkommen unter dem Bözberg liegen, so wissen wir, dass Gas seitlich ausfliessen kann. Auch bei einer Nutzung durch eine Bohrung ausserhalb des Standorts könnte es am Bözberg selbst noch zu Bodensetzungen bis an die Oberfläche kommen. Der Teil-Einbruch eines Tunnels mit radioaktiven Abfällen in der amerikanischen Plutonium-Fabrik Hanford (Washington) vom 9. Mai 2017 unterstreicht die Notwendigkeit von Untersuchungen von senkungsgefährdeten Anlagen – auch wenn sich diese nur wenige Meter unter der Oberfläche befinden! [3]
Das Ensi wird nicht darum herum kommen, diese geforderten Untersuchungen im Permokarbontrog anzuordnen. Einmal mehr werden die bekannten Abwehrhaltungen von Nagra und ENSI (und ihre eiserne Solidarität in der Abwehr) bei den sich anbahnenden Debatten überwunden werden müssen. Das war schon bei der Platzierung der Standorte der Oberflächenanlagen so, bei den seismischen Untersuchungen wie auch bei dem Einengungsprozedere. Doch das Ergebnis war stets das Gleiche: Überall mussten Nagra und Ensi nach völlig unproduktiven Diskussionen zurückkrebsen.
Die Folge: der Sachplan verzögerte sich um viele Jahre und die Glaubwürdigkeit der Institutionen wurde weiter beschädigt. Man kann sich eigentlich nur fragen, wie lange es dauern wird, bis auch diese Abwehrmauer durchbrochen wird und die Untersuchungen im Permokarbontrog erfolgen. Aber sie werden erfolgen!
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